„Die Chemie wird ihr goldenes Zeitalter erleben“ Thema: Erneuerbare Chemie

Die Energiewende ist eines der Themen, die in den letzten Jahren nicht von der Tagesordnung gekommen sind, eine ähnliche Entwicklung ist auch in der Chemie zu beobachten: Von Jahr zu Jahr setzen Chemieunternehmen immer mehr pflanzliche Chemikalien in der Produktion ein. In der Produktionsstätte von Auro, die in Braunschweig Naturfarben herstellt, breitet sich beim Mischen der aus Rezeda, dem Wellensittich, hergestellten Farbe Strohgeruch aus. Produktionsleiter Helmut Nieder: „Der Rohstoff, den wir verwenden, ist Abfall. Wir können die Blüte, die Blätter, den Stängel, kurz alle oberirdischen Teile der Pflanze zur Herstellung natürlicher Pigmente verwenden.

Die Liebesblume wird etwa 30 Minuten lang gekocht, bis sie ihre gelbe Farbe vollständig freigibt, dann wird die Mischung, der Aluminiumoxid zugesetzt wird, filtriert. Das resultierende Farbpigment wird nach dem Trocknen gebrauchsfertig.

Der 1983-jährige Chemiker Hermann Fischer, einer der Gründer des seit 60 produzierenden Unternehmens, merkt an, dass er damals alle chemischen Produkte aus Naturstoffen herstellen wollte, dies aber einen sehr detaillierten Forschungsprozess erforderte.

Fischer: „Wir wollten nicht nach alten Rezepten mit nostalgischen Methoden produzieren. Denn die Alten waren nicht sehr streng mit der Verwendung von arsenhaltigen Produkten. Leitgedanke bei der Gründung des Unternehmens war es, die klassische Rohstoffwissenschaft mit moderner und ökotoxikologischer wissenschaftlicher Expertise zu verbinden.“

"Erneuerbare Chemie"

Heute verwendet das Unternehmen fast 100 verschiedene Farbstoffe, Harze, Öle und Wachse, die aus Pflanzen gewonnen werden, sowie 20 verschiedene Mineralien, die aus dem Boden gewonnen werden. Öl- und kohlehaltige Stoffe sind hier nicht anzutreffen. Hermann Fischer nennt ihre Methode „Erneuerbare Chemie“.

Pflanzliche Chemikalien werden derzeit in der chemischen Industrie zur Herstellung von Waschmitteln und Klebstoffen verwendet. Aus Maisstärke gewonnene Polymilchsäure wird zur Herstellung von Taschen verwendet, Flachs- und Hanffasern werden zur Verstärkung von Kunststoffteilen in Fahrzeugen verwendet.

13 Prozent der von Chemieunternehmen in Deutschland eingesetzten chemischen Rohstoffe sind biologisch. Laut Hermann Fischer ist es aber auch möglich, ohne den Einsatz fossiler Rohstoffe zu produzieren. Fischer erklärt, dass die Natur jedes Jahr tausendmal mehr Biomasse produziert, als ausreichen würde, um in allen Chemieanlagen auf die Verwendung von erdöl- und kohlebasierten Chemikalien zu verzichten. Der Chemiker widerspricht Behauptungen, dass eine solche Verwendung zu Hungersnöten in Afrika, Asien oder Lateinamerika führen könnte.

Fischer sagte: „Ich finde diese Diskussion wichtig, weil das Thema Essen immer im Vordergrund steht. Die betreffende Diskussion wird jedoch sehr beiläufig geführt. Zum Beispiel wird ignoriert, dass sogar der essbare Teil der Pflanzen, den wir tatsächlich als Nahrung zu uns nehmen, ein sehr kleiner Teil der Pflanze im Allgemeinen ist.“

„Die Chemie wird ihr goldenes Zeitalter erleben“

So werden beispielsweise nur zwei Prozent der Pflanze verwendet, um aus Leinsamen Leinöl zu gewinnen. Die restlichen 98 Prozent, die Fasern, Farbstoffe und Stängel der Pflanze umfassen, werden nicht verwendet.

Hermann Fischer macht darauf aufmerksam, dass Chemiker noch einen langen Weg vor sich haben, bis sie alle Potenziale der Natur nutzen können.

„Das bedeutet, dass es ein riesiges Feld gibt, das weiter erforscht werden muss“, sagte Fischer. Die Berufe zukünftiger Chemikerinnen und Chemiker sind also sicher, wörtlich formuliert kann man sagen, dass die Chemie ihre Blütezeit in Zukunft auf ganz anderen Beinen erleben wird.“

Einer der wichtigsten Vorteile der erneuerbaren Chemie ist laut Hermann Fischer ihre Nachhaltigkeit. Vor dem Hintergrund, dass Ressourcen wie Öl, Kohle und Erdgas immer knapper werden, betont der Chemiker, dass die aus Pflanzen gewonnenen Chemikalien sicher sind, solange der Photosyntheseprozess weitergeht.

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Quelle: Nachrichten

📩 11/01/2014 21:21

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